Leserbriefe

Leserbriefe vom 30.07.2003 zum Bericht
"Temelin-Betreiber werben an Schulen für Atomkraft"
vom Samstag:
Es war eben keine Werbung für Temelin
Der Schulleiter wie auch ich als mitverantwortliche Lehrkraft für die Veranstaltung waren uns sehr wohl bewusst, dass es sich bei J.L.M. um eine tschechische Werbeagentur handelt, die die Interessen der Temelin-Betreiber-Gesellschaft CEZ vertritt. Deshalb wurde der Wunsch der J.L.M., die Veranstaltung in Eigenverantwortung zu organisieren, von uns entschieden abgelehnt. Stattdessen entstand eine durch unser Gymnasium organisierte Veranstaltung, zu der gleichberechtigt die Vorsitzenden der Überparteilichen Plattform gegen die Atomenergie, Gerhard Albrecht und Bernd Scheibner, sowie je ein Vertreter der J.L.M. und der tschechischen Betreiberfirma eingeladen wurden. Die "Spielregeln" wurden von uns festgelegt. Schüler konnten kritische Fragen an beide Seiten stellen und beide Seiten hatten gleichermaßen Gelegenheit, sich zu äußern. Von einer "Werbeveranstaltung" seitens der Temelinbetreiber konnte keine Rede sein. Vielmehr sind wir der Auffassung, dass mit der von uns organisierten Veranstaltung wertvolle pädagogische Ziele verbunden waren. Auch Besichtigungen des Kernkraftwerks Isar II sind üblich. Sollen wir auf derartige Besichtigungen verzichten auf Grund der Tatsache, dass unsere Schüler einseitig beeinflusst werden? Die meisten Schüler an unserer Kollegstufe sind kritisch genug, um zu hinterfragen, woher Information stammt und welche Interessen mit ihr eventuell verbunden sind. Gerade die Fragen, die den Referenten gestellt wurden, zeigten dies deutlich. Obwohl ich ein überzeugter Gegner der Kernenergienutzung und für den langfristigen Ausbau der regenerativen Energiequellen bin, würde ich unter den von uns festgelegten Voraussetzungen die Veranstaltung wieder befürworten.
Karl Brenner,
Maristengymnasium Fürstenzell

 

 

Einfluss auf Heranwachsende  
Zum selben Thema:
Von den Verantwortlichen der Kirche in Bayern werden Temelin-Gottesdienste und -Wallfahrten nicht gerne gesehen, weil sie angeblich politisch sind. Auch der Passauer Dom blieb für einen Temelin-Gottesdienst, zu dem österreichische und tschechische Gruppen eingeladen werden sollten, verschlossen. Andererseits sind kirchliche Gymnasien bereit, den "Weißmachern" von CEZ eine Plattform zu bieten. Wie reimt sich das wohl zusammen? Interessant bei dieser Aktion ist auch, dass CEZ nicht kritische Erwachsene, sondern Heranwachsende mit der Werbekampagne zu beeinflussen versucht. Erwachsene sind keine so angenehmen Gesprächspartner, das haben wir ja bei der Temelin-Anhörung in Passau erleben können. Damals haben die hochrangigen tschechischen Interessenvertreter mit Falschaussagen, Winkelzügen und haarsträubenden Argumenten auf die Fragen der deutschen Zuhörer reagiert. Verwunderlich ist, dass sich CEZ nicht an Grundschulen und Kindergärten wendet, dort wäre die Zuhörerschaft noch unkritischer.
Helga Weinfurter
Passau
 

Leserbrief vom 21.07.2003
Nachhilfe in Sachen Atomenergie
Zum Bericht "Für und Wider Temelin: Schüler informieren sich" vom 16. Juli:
Warum gibt ein ausländischer Energiekonzern in bayrischen Schulen kostenlosen "Nachhilfeunterricht" in Sachen Atomenergie und dabei speziell zur Unbedenklichkeit und Perfektion von Temelin? Warum lädt er sich hierzu selber die örtliche Presse ein und kommt dann mit einem hochkarätigen Mitarbeiter sowie dem Leiter eines Werbebüros aus Prag nebst Übersetzer in die Schulen? Was denken dabei die zuständigen Schulleiter, wenn im Unterricht die Sicherheit eines Werkes gepriesen wird, dessen enormes Risikopotential nach nun 49 Störfällen nur noch von den Betreibern selbst geleugnet wird? Ist es nicht arg blauäugig, wie in Deggendorf ursprünglich geplant, "Zehntklassler" einseitig der professionellen Propaganda eines Industrieunternehmens auszusetzen? Werden demnächst die Betreiber von Fast-food-Ketten den Hauswirtschaftsunterricht "bereichern"? Sollten schließlich die verantwortlichen Schulleiter sich nicht einmal Gedanken darüber machen, warum sogar die bayerische Staatsregierung - nicht gerade als atomenergiefeindlich bekannt - wegen ungeklärter Sicherheitsfragen wiederholt die Stillegung von Temelin gefordert hat? Gerhard Albrecht, Plattform gegen Atomgefahren, Kellberg

Leserbrief vom 07.07.2003
Aufruf zum Boykott Zum Bericht "e.on Nr. 2 in Tschechien
- Keine Temelin-Beteiligung" vom 5. Juli:
"Strom fällt ja bekanntlich nicht vom Himmel, auch nicht in Tschechien. Wenn e.on nun als zweitgrößter Stromlieferant in unserem Nachbarland auftritt, so kann der Konzern nur Strom verteilen, der zuvor erzeugt worden ist, erzeugt eben auch in Temelin. Als Stromverteiler glaubt e.on, sich uns mit makelloser Weste präsentieren zu können. Tatsächlich aber trägt e.on mit seiner Wirtschaftsstrategie in Tschechien wesentlich dazu bei, das Atomkraftwerk Temelin am Leben zu erhalten. Ob der Energieriese nun direkt oder indirekt Temelin fördert, die Konsequenz für die Temelingegnerschaft ist und bleibt der Aufruf zum Boykott von e.on samt Tochtergesellschaften und der Appell zum Einstieg in alternative Energien."
Franz Wolf Neuschönau

Leserbrief vom 05.07.2003
Sorgen der Bürger ernst nehmen
Zur Diskussion über Temelin im Kreistag und die Leserbriefe vom 26.und 27. Juni:
Die Scheingefechte um die Worte lenken vom Ernst der Lage ab.
Es geht um unsere Region, die viele Bürger durch das grenznahe Kernkraftwerk Temelin bedroht sehen. MdB Dr. Klaus Rose hat sich - wie von Frau Dr. Dietz dargestellt - in der Kreistagssitzung vom 26. Mai vehement gegen die Ansprüche der Temelingegner gestellt, so dass ich als Folge daraus befürchten muss, dass er in dieser Hinsicht in Berlin nicht so leidenschaftlich für unseren Lebensraum kämpft, wie das in unserer Presse immer wieder dargestellt wird.
Die Bürger unseres Landkreises, die sich ganz ehrlich um ihre Heimat Sorgen machen, haben ein Recht, dass die Volksvertreter, gleich welcher Partei, sie mit ihren Ängsten ernst nehmen.
Marieluise Erhard, Kreisrätin, Wegscheid

Leserbrief vom 26.06.2003
Brief ist nur Wahlkampf
Zu "Temelin: Politiker müssen handeln" vom 23. Juni:
Das Thema Temelin wurde im Kreistag nur behandelt, weil die ödp/PU-Fraktion dazu einen Antrag gestellt hatte. (...) Nachdem der Antrag der ödp, einen Temelin-Beauftragten der an Tschechien angrenzenden Landkreise zu bestellen, mit großer Mehrheit abgelehnt war, bot Landrat Dorfner an, einen Brief an die Umweltminister zu schreiben.
Dass aber dies nur aus rein wahltaktischen Überlegungen geschieht, ist aus den Äußerungen unseres Bundestagsabgeordneten Dr. Rose zu erkennen. (...) Ich zitiere wörtlich aus der Kreistagssitzung vom 26. Mai 2003: "Die Temelin-Gegner sind Heuchler, die nur Angst erzeugen wollen! Temelin ist längst gelaufen, wir können nichts mehr ändern - es ist im übrigen genauso sicher wie Ohu! Die Störfälle, die von der PNP berichtet werden, sind übertrieben! Schon wenn einem Arbeiter in Temelin ein Hammer auf den Zeh fällt, wird das als Störfall gemeldet!"
Wen kann's dann noch wundern, wenn Berlin unsere Anfragen nicht ernst nimmt?
Dr. Christina Dietz, Kreisrätin Fürstenzell

Leserbrief vom 26.06.2003
Fadenscheinige Argumente

Zum gleichen Thema:
Es ist doch der Gipfel an Scheinheiligkeit, was hier ein Landrat kurz vor Wahlen wieder einmal an den Tag legt. Jetzt fehlt nur noch, dass auch Herr Schnappauf wieder in den Kanon einstimmt: "Temelin muss abgeschaltet werden." (...)
Während der Wahlperiode wurde bis hin zum Kreistag jeder Vorschlag von besorgten Bürgern bzw. der Plattform bezüglich möglicher Maßnahmen gegen Temelin mit fadenscheinigen Argumenten erfolgreich abgeschmettert. Die Inbetriebnahme eines weiteren Reaktors in Temelin wurde aus dieser Ecke vor Ort nicht einmal kommentiert. Wenn darunter zu verstehen ist, dass die Sorgen der Bürger im Fall Temelin ernst genommen werden, ist doch jede Glaubwürdigkeit verloren. (...)
Dieter S chmalzl, Ortenburg

Unsensible Schulleiter?
Zu "Schüler streiten mit Experten: Ist KKW Temelin ein Risiko?", vom 7. Mai:
"Tausende haben hier im ostbayerischen Raum schon demonstriert. 77 000 Unterschriften gegen Temelin wurden an Ministerpräsident Edmund Stoiber übergeben. Die Menschen in Niederbayern fürchten um ihr Leben, ihre Heimat, ihre Zukunft. Ist es unter diesem Gesichtspunkt nicht recht unsensibel, ausgerechnet führende Mitarbeiter von Temelin in bayerische Gymnasien wie Niedernburg einzuladen, um den Physikunterricht zu ergänzen?

43 Störfälle in zweieinhalb Jahren, registriert von der internationalen Atomenergiebehörde in Wien, sind ein beredtes Zeugnis für die ‚technische Zuverlässigkeit' dieses maroden Kraftwerks. Die Vertreter der tschechischen Atomaufsichtsbehörde und des AKW Temelin haben bei der Anhörung in Passau im April 2002 die Bevölkerung Bayerns belogen und verhöhnt.

Heute kommen sie als Fachleute in die bayerischen Gymnasien. Vielleicht machen sich die verantwortlichen Schulleiter einmal darüber Gedanken, weshalb die Bayerische Staatsregierung im Frühjahr 2002 die sofortige Abschaltung Temelins per Kabinettsbeschluss gefordert hat."
Brigitte Pohl, Neuschönau

Nichts zu Temelin
Zum Bericht "Die Invasion der Minister in Niederbayern" vom 29. April:
"Es ist zum Weinen. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Das Thema Temelin wurde beim kürzlichen Kabinetts-Besuch wieder nicht erwähnt, damit ja kein Wölkchen die allgemeine Freude trüben möge. Entweder muss die bayerische Staatsregierung klar sagen und beweisen, dass das Kraftwerk Temelin nicht gefährlich ist. Oder sie muss sichtbar alles ihr Mögliche tun, damit diese Gefahr wegfällt oder wenigstens erheblich gemindert wird durch Stilllegung oder sicherheitstechnische Nachrüstung. Aber sie darf nicht weiter schweigen."
Ludwig Graupner Passau

Nicht begraben Zum Bericht "Temelin als grüne Wiese bleibt eine Illusion" vom 16. April:
"Ein Thema erscheint heutzutage so lebendig oder tot, wie es die Medien gerade damit halten. Dies erfährt derzeit ein Dani-Superstar freudvoll wie auch schmerzlich die Anti-TemelinBewegung. Der Bericht wirkte geradezu wie ein Nachruf auf eine endlich abgehakte Angelegenheit: Widerstand zwecklos, Bericht darüber künftig sinnlos. Geändert hat sich gegenüber von vor zwei Jahren jedoch lediglich die Zahl der Störfälle auf 43 (!) sowie das reduzierte Medien- und Politikerinteresse. In Sachen Sicherheit wurde das Kraftwerk aber in keinem der sogar von Herrn Stoiber eindringlich angemahnten Punkte wesentlich verbessert! Ihr Artikel ist insofern bagatellisierend und irreführend! Solange Temelin läuft, können wir es uns in Niederbayern nicht leisten, dieses Thema zu begraben."
Madle Waldvogel-Wimmer Thyrnau
Weiter kämpfen
Zum selben Thema:
"Aus Wien vom Hungerstreik gegen Temelin zurück, lese ich den Bericht. Faktisch ist vieles richtig, aber etwas Wesentliches haben Sie vergessen. Es ist richtig, dass technische Gebrechen die 43 registrierten Störfälle ausgelöst haben. Die Wahrheit ist aber auch die fehlerhafte Grundkonzeption des Reaktors, z. B. die 28,8-Meter-Bühne mit nebeneinander liegenden Heißdampf-, Steuer- und Kühlwasserleitungen, die Hohlräume unter dem Reaktor, das einschalige Containment, die starke Versprödung des Reaktors, die gravierenden Mängel der Schweißnähte und die problematischen Ventile. All diese Mängel sind in internationalen Gutachten nachgewiesen. An diesen Fakten hat sich nichts geändert. Wesentliche Verbesserungen sind bisher nicht bekannt. Temelin ist wohl nur sicher, wenn es abgeschaltet ist. Die Bedrohung von Leib und Leben bleibt, trotz aller Gesundbeterei. Darum geht der Widerstand gegen Temelin weiter. Wenn auch Politiker in Berlin und Brüssel unbeteiligt zusehen, werden wir hier vor Ort weiter gegen Temelin kämpfen. Wir müssen für unsere Kinder und Kindeskinder eine lebenswerte Umwelt erhalten. Diese Verantwortung nimmt uns niemand ab."
Helga Weinfurter Passau
Massiv versagt
Zum selben Thema:
"Angesichts der massiven Volksmeinung gegen den Schrotthaufen in Temelin ist es ein Skandal, was sich die amtierenden Volksvertreter, vor allem in Deutschland und Österreich, zu diesem Thema leisten. Wegen der schnellen Osterweiterung spielt es für diese politischen Würdenträger weder eine Rolle, dass rund eine Million Menschen in Österreich für ein Veto gegen den Beitritt Tschechiens mit Temelin gestimmt haben, noch, dass sich sogar im obrigkeitshörigen Niederbayern ein Widerstand völlig ungewohnten Ausmaßes entwickelt hat. Nachdem Widerstand jedoch nur möglich ist, wenn die Politik über lange Zeiträume massiv versagt, sollten die Verantwortlichen nicht glauben, dass es sich langfristig auszahlt, vor Wahlen so zu tun, als würden sie im Interesse der Bevölkerung handeln. Dennoch, auch wenn es derzeit still ist um den Widerstand, die Bilanz wird erst am Schluss gezogen. Wackersdorf lässt grüßen!"
Dieter Schmalzl Ortenburg

Lippenbekenntnisse Zum Bericht "Temelin als grüne Wiese bleibt eine Illusion" vom 16. April:
"Dem faktisch sicher richtigen und sehr pessimistisch anmutenden Artikel möchte ich im Sinne der Temelin- bzw. Atomgegner mit folgendem Zitat von Vaclav Havel entgegnen: ,Die Hoffnung . . . ist nicht die Erwartung, dass es gut ausgeht, sondern das Engagement in Gewissheit, dass es Sinn hat, egal wie es ausgeht.' Weiter antworte ich mit einem abgewandelten Gorleben-Spruch, auf Temelin gemünzt: ,Wenn dich dann im Jahre 2020 dein missgebildeter Enkel fragt, warum du damals nicht geholfen hast, das Projekt Temelin zu verhindern, wirst du dann sagen: wir haben aufgegeben.' Widerstand, ob erfolgreich oder nicht, ist weiterhin sinnvoll, weil es um nicht weniger geht als um ein Leben in Würde gegen die fatale atomare Bedrohung, wenn dies auch Politiker, die vor Wahlen gerne Lippenbekenntnisse abgeben, nicht begreifen wollen."

Franz Wolf, Neuschönau

LOKALTEIL FREYUNG
"Bedrohung durch Temelin hält weiter an"

Zum Artikel "Protest gegen Temelin bleibt weiter ehrenamtlich" in der Ausgabe vom 15. Februar erreichte die PNP eine Flut von Leserbriefen. Da vielfach die gleichen Argumente angeführt wurden, hier nur Auszüge aus den Leserbriefen: Es ist wohl unstrittig, dass die Bedrohung Niederbayerns, insbesondere des Landkreises Freyung-Grafenau durch das AKW Temelin weiter anhält, auch wenn Temelin nur mehr selten zum Medienthema wird. Das liegt aber nicht daran, dass inzwischen dort "alles in Butter" ist, sondern ist vielmehr einem bedauerlichen wie gefährlichen Gewöhnungseffekt zuzuschreiben. Zweifellos wäre speziell in Bayern wie in Deutschland insgesamt ein mit Österreich vergleichbares Engagement der (großen) Politik nötig. Nachdem jedoch dieses bestenfalls vor Wahlen kurz aufflackert, ist letztlich - nach österreichischem Vorbild - das gemeinsame Engagement der Kommunen gefragt. (...)

Wozu wählen wir eigentlich Politiker, wenn diese sich bei Fragen, bei denen es um Leben und Tod geht, elegant mit dem Hinweis auf das Engagement von Bürgerinitiativen aus der Verantwortung schleichen? (...)

Gerhard Albrecht,
Plattform gegen Atomgefahr, Kellberg


"Protest gegen Temelin darf nicht aufhören"

Wenn sicherlich die Angst vor einem bevorstehenden Krieg im Irak momentan die Gemüter sehr bewegt, so darf das Atomkraftwerk Temelin nicht in gedanklicher und emotionaler Versenkung verschwinden. (...)

Leider wurde der Vorschlag der ödp ausgebremst, unter anderem mit dem Argument des Landrats, eine Resolution in Sachen Temelin sei genug. Solche und ähnliche Motivationsarme Äußerungen zeigen, dass derzeit leider kein öffentlicher Druck bezüglich Temelin auf unseren Volksvertretern lastet, um neue unkonventionelle Ideen aufzugreifen, auf den Weg zu bringen und alle erdenklichen Möglichkeiten im Kampf gegen das atomare Gefahrenpotential auszuschöpfen.

Franz Wolf, Neuschönau
Initiative "Heimat erhalten - Temelin abschalten"


"Resolution reicht noch lange nicht aus"

(...) Es muss sich wieder viel mehr tun im Widerstand gegen das Atomkraftwerk Temelin. (...)

Schlimm ist, dass sich Landrat Muthmann, unterstützt von SPD und CSU, auf die Resolution des Kreistages beruft und sie als Ausrede für zukünftiges Nichtstun verwendet. Es war ja sehr erfreulich, dass sich alle Parteien seinerzeit dazu entschlossen haben, den Antrag der ödp zu unterstützen, doch eine Resolution alleine reicht doch lange nicht aus! (...)

Papier ist geduldig, das trifft wohl leider auch auf die inhaltlich sehr sinnvolle Resolution zu. Dass die Landkreis-Politik ebenfalls geduldig sein will, nicht bereit ist, den Widerstand gegen den tschechischen Schrottreaktor zu verstärken, ist bedauerlich und unverständlich.

Berta Häcker,


"Zehn Cent wären gut angelegt"

(...) Zwar betonen Kreisräte aller Parteien, dass Temelin eine ernst zu nehmende Gefahr ist, gleichzeitig bleibt es aber bei Lippenbekenntnissen. Wieso will man nicht das ehrenamtliche Engagement unterstützen, wie uns dies die Österreicher vormachen? (...)

In meinen Augen wären 10 Cent pro Einwohner keineswegs zu viel gewesen, um den Widerstand gegen Temelin weiter zu verstärken. Sie wären gut angelegtes Geld gewesen, denn es muss etwas geschehen, damit die Lebensgefahr Temelin gebannt wird. Deshalb wäre es zu wünschen, dass sich die ödp, vielleicht gemeinsam mit der Plattform, weiterhin für eine gemeinsame Initiative aller niederbayerischen Landkreise einsetzt.

Willi Schulz, Freyung


"Keine Fachleute mehr nötig?"

(...) Es wird für mich und meine Familie erst einen wirklichen Zuwachs an Lebensqualität in dieser Region geben, wenn Temelin abgeschaltet wird, wozu die Arbeit der von der ödp vorgeschlagenen Fachkraft beitragen kann. Mit Informationen, der Organisation von Demonstrationen und Diskussionen zum Beispiel hat die Plattform gegen Temelin e.V. hervorragende Anstrengungen unternommen und die Bevölkerung und die Politiker auf die Gefahren aufmerksam gemacht, um ein Abschalten der Reaktoren zu erreichen. Hier gehen Ehrenamtliche bis an die Grenzen ihres Leistungsvermögens. Das Argument, dass Experten weniger erreichen als Ehrenamtliche, würde weitergedacht heißen, dass wir auch keine bezahlten Fachleute in anderen Bereichen brauchen, und dass die Bürger sowieso alle sinnvollen Aufgaben selbst erledigen sollten.
Elisabeth Tesche, Freyung


"Eiszapfen ersparen Wärmebildkamera"

Zum Foto"Glitzernde Eiszapfen" vom 13. Februar:

Solche Bilder von Eiszapfen in der Sonne sind sicher etwas sehr Schönes, jedoch sollte man auch wissen, wo dieser Winterschmuck herkommt. Wie auch beim echten Schmuck, so ist es bei den Eiszapfen: Er ist meistens nicht ganz billig. Eiszapfen an Dachrinnen, Dachgauben und Fenstervorsprüngen zeigen immer an, dass da jede Menge Wärme-Energie verloren geht. So kann man bei diesen Kälteperioden - insbesondere wenn die Sonne noch nicht so viel Kraft hat - gut beobachten, wo die Heizenergie aus dem Gebäude entfleucht.

Ja, man könnte sagen, solche Bilder ersetzen eine Wärmebildkamera. Dort wo die Pracht am üppigsten aussieht, ist es am Schlimmsten und sicher auch nicht ganz ungefährlich. Es gibt also noch viel zu tun für Hausbesitzer, insbesondere bei größeren Geschäften, um zukünftig teures Öl, Gas und Strom einzusparen.

Hans Madl-Deinhart, Grainet


"Ist Hungerstreik die Lösung?"

Zum Leserbrief "Hungerstreik als letzte Konsequenz" in der Ausgabe vom 15. Februar:

Den Leserbrief von Sebastian Schlutz kann ich als Teilnehmerin der Demonstration keinesfalls so hinnehmen. Geradezu jeder Satz fordert hier zum Widerspruch heraus. Erstens glaube ich, dass die PNP die Teilnehmerzahl eher unter- als übertrieben hat. Nur in einem hat er Recht, nämlich, dass der Platz vor der Kirche wegen der Schneemassen zu klein war, so dass einige Demonstranten bei den Ansprachen nicht bis zum Schluss blieben.

Und was heißt, es demonstrierte "keine repräsentative Schicht von Freyungern". Ich bin keine Freyungerin und gehöre weder der ödp, den Grünen oder sonst einer dieser Gruppierungen an - außer der katholischen Kirche. Es war mir nur ein Anliegen, meine Meinung in meiner Kreisstadt kundzutun. Ob wir "Freyunger Fahnenschwenker" eine realistische Alternative haben, den Krieg zu verhindern, sei dahingestellt.

Jedenfalls ist es uns unbenommen, ein Zeichen zu setzen. Ein Grund, warum die "Freyunger Weltverbesserer" gerade jetzt aufmarschieren, wie sich Herr Schlutz auszudrücken pflegt, ist, dass die amerikanische Regierung den UN-Kontrolleuren keine Zeit mehr geben will, den Irak friedlich abzurüsten.

Aber da Herr Schlutz scheinbar Menschenleben für ersetzbar hält, stellt diese Tatsache für ihn kein Problem dar. Sein Ratschlag für "die reinste und stärkste Art der Demonstration" - nämlich den Hungerstreik - würde weltweit, wie aus den Medien zu erfahren ist, wahrscheinlich fast ebenso viele Opfer fordern wie ein Krieg. Ist das die Lösung?

Im Übrigen finde ich es einfach nur schäbig, friedliche Demonstranten, angefangen von Schülern bis hin zum Pfarrer zu diffamieren und sie als zweite 68er Generation zu bezeichnen. Welche Moral Herr Schlutz hat, zeigt seine Teilnahme an der Demo, nur um anschließend einen Leserbrief dieser diskriminierenden Art zu schreiben.

Edith Groll, Mauth


"Einseitige und unlogische Vorwürfe"

Die von Herrn Schlutz genannten Vorwürfe den Verbänden und Demonstranten gegenüber, sind einseitig, falsch und absolut unlogisch. Auf diesem Weg halte ich es allerdings für nicht sinnvoll, mich über die absurden Unterstellungen im Einzelnen zu rechtfertigen oder sie gar zu widerlegen. Persönlich war ich sehr erfreut darüber, dass viele Freyunger aus verschiedenen Verbänden und Altersgruppen an der Demonstration mitwirkten und sich gemeinsam für eine friedliche Welt verantwortlich zeigten.

Klaus Binder, Grüne Jugend FRG


 
 

"Vorwürfe sind nicht hinnehmbar"

Alle Welt protestiert gegen Krieg (PNP 17. Februar), nicht ganz: Herr Sebastian Schlutz aus Freyung fehlt und vermisst zudem einen repräsentativen Ausschnitt der Freyunger Bevölkerung. Er wähnt sich bei der Friedensdemo in Freyung auf einer Vereinigungsfeier von Grünen und ÖDP mit den alten 68ern. Nicht ganz, Herr Schlutz: Der Freyunger Bürgermeister Kaspar und der katholische Stadtpfarrer Wagmann sind Ihnen wohl nicht repräsentativ genug? Zuversichtlich traue ich Ihnen zu, das Zählen über die 100er-Grenze noch zu erlernen (denn da lag die Teilnehmerzahl der Demo - nicht zwischen 50 und 70), zweifle jedoch ernsthaft daran, dass Sie das mit dem Frieden in der Welt jemals kapieren werden.

Merken Sie denn nicht an dem millionenfachen Protest auf aller Welt gegen diesen amerikanischen Angriffskrieg, dass es Sinn machen kann, mit Fahnenschwenken zu demonstrieren, Luftballons fliegen zu lassen, Lieder zu singen und Gebete zu sprechen? Auch wenn wir vorher nicht gegen den Krieg im Sudan, gegen Kinderschänder und Ausländerfeinde in der CSU auf die Straße gegangen sind, lassen wir uns die feste Überzeugung nicht so leicht nehmen, hier am richtigen Platz gegen den falschen Krieg demonstriert zu haben, lieber Herr Schlutz!

Dr. Norbert Jüttner, Sprecher des Arbeitskreises "Eine Welt", Hinterschmiding


Freitag, 13. Dezember 2002
Rückhaltloser Glaube
Zum Artikel : "Stadt will sich keinen eigenen Kämpfer gegen Temelin leisten":
"Unseren Stadträten sind 10 Cent pro Jahr und Einwohner zu viel, um sich mit anderen kreisfreien Städten und Landkreisen einen gemeinsamen "Beauftragten gegen grenznahe Atomanlagen, insbesondere gegen Temelin^ zu leisten.
(...) Wie rückhaltlos müssen diese Stadträte an die Ungefährlichkeit der Atomkraftwerke glauben (...) Ob sich unsere Stadträte nicht doch noch einmal ernsthaft überlegen sollten, ob man nicht zusammen mit anderen kreisfreien Städten und Landkreisen für die Bevölkerung etwas gegen die drohende Gefahr aus Temelin tun könnte?"
Bernd Scheibner, Passau

Mittwoch, 11. Dezember 2002
Aus Verantwortung gestohlen
Zum Bericht „Stadt will sich keinen eigenen Kämpfer gegen Temelin leisten"
„Unstrittig ist, dass die Bedrohung Niederbayerns durch Temelin anhält (...) Temelin wird nur mehr selten zum Medienthema. Das liegt aber nicht daran, dass inzwischen dort alles in "Butter" ist, sondern ist vielmehr einem gefährlichen Gewöhnungseffekt zuzuschreiben. Zweifellos wäre speziell in Bayern wie in Deutschland insgesamt ein mit Österreich vergleichbares Engagement der Politik nötig. Nachdem jedoch dieses bestenfalls vor Wahlen aufflackert, ist letztlich - nach dem Vorbild von Österreich - das gemeinsame Engagement der Kommunen gefragt Österreich liegt schließlich nicht näher an Temelin als Bayern.
In Österreich steht jedoch das weltweit sicherste Atomkraftwerk (Zwentendorf). Verständlicherweise ist man deshalb dort in Bezug auf die Atomkraft unbefangener. Wenn als Ablehnungsgrund für ein Engagement der Stadt aber MdB Dr. Max Stadler darauf hinweist, "Ehrenamt sollte Ehrenamt bleiben", so gesteht er zu, dass Temelin zukünftig nicht zum bevorzugten Aufgabenbereich des Staates gehören soll.
Wozu wählen wir Politiker, wenn diese sich bei Fragen, bei denen es um Leben und Tod geht, mit dem Hinweis auf das Engagement von Bürgerinitiativen aus der Verantwortung schleichen?"
Gerhard Albrecht, Kellberg

Mittwoch, 11. Dezember 2002
Zehn Cent im Jahr für mehr Sicherheit
"Meine Damen und Herren vom Stadtrat Passau, was spricht eigentlich dagegen, dass die bayerische Bevölkerung genau so gut und verantwortungsbewusst versorgt und vertreten wird wie die Bevölkerung in Österreich? Was spricht gegen detaillierte Pläne für den Katastrophenschutz, was gegen die Jodprophylaxe, was gegen ein Frühwarnsystem und was gegen einen Beauftragten gegen grenznahe Atomanlagen, insbesondere Temelin? 10 Cent pro Person und Jahr ist es Ihnen nicht wert, um mehr Sicherheit für die Bevölkerung zu gewinnen. Entscheiden Sie aus dem Herzen heraus parteiübergreifend und seien Sie sich Ihrer großen Verantwortung bewusst. Bedauern, Betroffenheit, Trost und Hilfsmaßnah men nach einem Reaktorunfall kommen zu spät - es gibt kein Danach."
Helga Weinfurter, Passau

Leserbrief PAWO zum Artikel vom 27.2

Leserbrief info sieben

Leserbrief PNP zum Artikel vom 6.3.


Dienstag 21. Mai 2002
Zu den Berichten über die Diskussion um die Benes-Dekrete
Wo Stoiber Recht hat, da hat er Recht:
Vertreibung, auch wenn sie 57 oder mehr Jahre zurückliegt, ist Unrecht und kann nicht nachträglich auf peinliche Art gerechtfertigt werden.

Freilich, der Blick auf die Geschichte, sollte den Blick auf Gegenwart und Zukunft nicht trüben. Denn eine Vertreibung von ungleich größerem Ausmaß (diesseits und jenseits der Grenze) wäre die Folge eines atomaren Unfalls im AKW Temelin.

31 Störfälle innerhalb der bald zweijährigen "Betriebsversuche" sind offenbar immer noch eine zu undeutliche "Schrift an der Wand".

Mit einer von Menschen nicht beherrschbaren Technologie Versuche zu machen birgt ohne Zweifel ein ebenso großes Risiko, dass Menschen um Leben und Heimat betrogen werden.
G. Albrecht, Kellberg, Plattform gegen Atomgefahr

Samstag, 2. Februar 2002 Lokalteil Grafenau
Zm Artikel "Energie aus dem Osten? Nur Wind ist erlaubt" vom Donnerstag, 31. Januar
Nicht weiter auf Atomstrom setzen "Eine erfreuliche und eine enttäuschende Erkenntnis aus der Podiumsdiskussion: Bemerkenswert und erstaunlich ist das "Ja" aller vier Landratskandidaten zum Ausstieg aus der Atomenergie.

Doch - und das ist der Haken dieser Aussagen - in der praktischen Umsetzung, d.h. in den landkreiseigenen Einrichtungen wird aus finanziellen Erwägungen weiterhin auf Atomstrom gesetzt.

Auch scheint der eine oder andere Landratsbewerber dem e.on Konzern mehr Vertrauen entgegen zu bringen als einem atomstromfreien Energielieferanten.

Doch wie kann die Abschaltung der Atomkraftwerke anders gelingen, als eben im Verzicht auf das Produkt Strom aus den Reaktoren, flankiert von Einsparmaßnahmen und der Förderung dezentraler regenerativer Energiegewinnung?

Die rückläufige Nachfrage nach "billigem", weil hochsubventioniertem, Atomstrom wird die Energiewende vorantreiben. Ein verantwortlicher, weitsichtiger Landrat, der auf Atomstrom verzichtet, wirkt in Verhandlungen und Auseinandersetzungen glaubwürdig und kompetent, gerade im Hinblick auf Temelin und im Hinblick auf ein mögliches atomares Endlager in Saldenburg.

Eine lebens- und umweltfreundliche Heimat braucht einen Landrat, der offensiv und beherzt den Atomausstieg auf regionaler Ebene vorantreibt."
Franz Wolf Neuschönau

Leser-Meinung Grafenauer Anzeiger vom 5.2.2002
Zum Artikel über die Podiumsdiskussion mit den vier Landratskandidaten zur Atompolitik
vom 29. Januar: Kommt mit Kanzler Stoiber das Endlager? (. . . )
"Als die ansonsten sachliche Diskussion ihrem Ende zuging, forderte Landratskandidat Johann Blöchinger (CSU) die Zuhörer auf, sie sollen im September (Bundestagswahl) richtig wählen, dann wäre die Diskussion um ein Endlager Saldenburg erledigt.

Was will Herr Blöchinger damit sagen ? Als treuer Parteisoldat hat er sicherlich nicht gemeint, die Menschen sollen im September die jetzige Bundesregierung wählen (. . . ).

Nein, Herr Blöchinger meinte was ganz anderes und deshalb finde ich diese Äußerung unverantwortlich und unverschämt gegenüber den großen Ängsten der Menschen in dieser Region.

Er weiß ganz genau, dass unter einem Kanzler Stoiber der Druck auf ein atomares Endlager in Saldenburg erdrückend für uns wird.

In ganz Deutschland haben wir einen Stromanteil aus Atomkraftwerken von ca. 30 %, allein in Bayern sind wir zu 80 % von Atomenergie abhängig und außerdem will Stoiber bei einem Wahlsieg den Atomausstieg rückgängig machen (. . . ).

Blöchinger und Stoiber irren sich gewaltig, wenn sie glauben, den atomaren Strom erzeugen wir weiter so und den Dreck fahren wir nach Gorleben in Niedersachsen (. . .). Ich bin entschiedener Atomkraftgegner und werde mich gegen ein Endlager in Saldenburg wehren, aber solange hier in Bayern kein Umdenken in der Atompolitik einsetzt, so lange können wir auch auf Temelin nicht einwirken und es wäre ungerecht, den Atommüll in ein Bundesland zu befördern, das gegen Atomkraft ist.

Ich kann die Botschaft Blöchingers deshalb nur so deuten, dass mit einem Kanzler Stoiber das Endlager nach Saldenburg kommt, denn das dünn besiedelte Niederbayern schadet Stoiber im Wahlergebnis nicht gravierend (. . . ).
Manfred Eberl Unterhüttensölden Grafenau

PNP vom Dienstag, 4. Dezember 2001 - Leserbrief Dr. Christina Dietz Fürstenzell
Purer Zynismus Zum Interview mit Umweltminister Werner Schnappauf vom 1. Dezember: "Der Ausspruch unseres Ministers Schnappauf - "eine Watsch'n für Trittin" wegen des Kompromisses um Temelin - ist purer Zynismus und voller Arroganz!

Im Januar dieses Jahres sagte der Minister noch zu mir: ,Was wollen Sie denn, Temelin ist genauso sicher, wie ein bayerisches Kernkraftwerk.'

Und die Zuhörer der PNP- Diskussionsrunde Ende April können sich sicher noch daran erinnern, wie er lediglich die Speisewasserrohre als kleines Risiko einstufte.

Wenn überhaupt jemand in Bayern eine Verbesserung der Sicherheitsstandards von Temelin erreicht hat, dann die Plattform gegen Atomgefahr, die ödp und die Grünen. Politik und Bevölkerung in Österreich, alleingelassen von den bayerischen und bundesdeutschen Politikern, haben Temelin aufzuhalten versucht.

Ich befürchte, dass die wirtschaftliche Lobby der Stromanbieter und Kreditgeber zu mächtig und einflussreich ist."